Rezensionen

Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen und internationalen Verlagen, ist es uns möglich, hier von Zeit zu Zeit immer wieder die eine oder andere Neuerscheinung vorzustellen. Wir werden diese für euch mal überfliegen, um so festzustellen, ob sich der Kauf diesen Buches für euch lohnt oder nicht. Desweiteren findet ihr Infos zum Preis, ISBN, usw. Habt ihr Vorschläge für eine Rezension, dann lasst uns das bitte wissen.


Eberhard Breitmaier, Günther Jung – Organische Chemie

Grundlagen, Stoffklassen, Reaktionen, Konzepte, 4., überarbeitete Auflage

breitmaier Thieme, 2001, ISBN: 3-13-541504-X, 943 Seiten m. Anhängen
Preis: € 49,95

Die kompakte Form des Breitmaier/Jung läßt leicht den Eindruck entstehen, es handele sich um ein Kurzlehrbuch der organischen Chemie – doch dem ist nicht so. Auf den fast 950 Seiten verstehen es die Autoren, einen gründlichen Einblick in die Themengebiete der organischen Chemie zu geben. Gegliedert ist das Buch nach den einzelnen Stoffklassen. Nach einer kurzen Einführung in die Bindungslehre und die Theorien der molekularen Wechselwirkungen, werden die einzelnen Stoffklassen und ihre charakteristischen Reaktionen vorgestellt.
Ein Nachteil dieses Aufbaus ist, daß unter Umständen schwer zu verstehenden Reaktionsmechanismen schon früh im Buch erklärt werden. Ein Einsteiger in die Materie wird sich nach erst 10% des Buches an der Pauson-Khand-Reaktion wahrscheinlich die Zähne ausbeißen. Obwohl die beschreibenden Texte und Abbildungen auf den ersten Blick gut verständlich sind und dem Buch in ihrer Zusammenstellung ein positives Erscheinungsbild geben, wäre doch eine Vertiefung der jeweiligen Reaktionsmechanismen wünschenwert.
Positv hervorheben sollte man trotz alledem den ausführlichen und anschaulichen Teil über Naturstoffe (Zucker, Peptide, Nucleoside, etc.) und Chiralität.

Fazit:
Der Breitmaier/Jung versteht es, auch komplexe Zusammenhänge in Wort und Bild darzustellen. Negativ fällt dabei der schlechte didaktische Aufbau auf, so daß das Buch für Studenten im Grundstudium eher nicht zu empfehlen ist. Als ein ausführliches Nachschlagewerk wird es aber sicher gute Dienste leisten, wobei es allerdings nicht die Menge an Informationen wie z.B. der „Beyer/Walter“ enthält, dafür aber durch seine Detailtiefe und sein leichtes Verständnis besticht.


Reinhard Brückner – Reaktionsmechanismen

Organische Reaktionen, Stereochemie, moderne Synthesemethoden – 2. Auflage

brueckner Spektrum Akademischer Verlag, 2002, ISBN: 3-8274-1189-0, 854 Seiten m. Anhängen
Preis: € 69,95

Die zweiten Auflage besticht auf den ersten Blick durch einen deutlichen Gewinn an Seiten gegenüber dem vorhergegangenen Exemplar. Konnte man in der ersten Auflage sein Wissen aus rund 540 Seiten beziehen, so sind es jetzt rund 50% mehr. Auch wirkt das Buch gegliederter: Text und Anmerkungen sind klar gegeneinander abgesetzt und wichtige Mechanismen und Definitionen hervorgehoben, die Kapitel selber wurden neu strukturiert und teilweise geteilt, um wichtige Themen ausführlicher zu vertiefen. Erfreulich ist auch das Hinzukommen einer reichlichen Auswahl von Übersichtsartikeln zu jedem Kapitel.
Nach seinen eigenen Angaben hat der Autor versucht, von dem starken Bezug des „Brückners“ auf das Hauptstudium der Chemie abzukommen und sich mehr auf Grundlagen zu vertiefen. Dies gelingt auch relativ gut. Gegliedert nach den grundlegenden Reaktionstypen der organischen Chemie, erläutert der „Brückner“ verständlich und eingehend die Vorgänge bei chemischen Reaktionen. Dabei wird besonders Wert auf die Aneignung eines soliden chemischen Grundvokabulars gelegt. Wichtige chemische Begriffe werden gesondert erklärt und anhand von Beispielen, geschichtlichen Hintergründen oder Gedankenexperimenten erklärt. Hervorzuheben ist der gute und ausführliche Teil über Stereochemie und die Bezugnahme auf aktuelle Themen der organischen Chemie, wie der asymmetrischen Synthese oder der Organo-Metall-Katalyse. Beide Thematiken der 2001 verliehenen Chemie-Nobelpreise werden vertieft behandelt, was dem Buch einen aktuellen, an das Zeitgeschehen angepassten, Bezug verleiht.
Trotz alledem ist der neue „Brückner“ immer noch ein Buch für das Hauptstudium. Die gewählten Beispiele werden organisch-chemische „Anfänger“ schnell überfordern, da sie mechanistisch ein gewisses Grundwissen voraussetzen. Der Titel „Reaktionsmechanismen“ sollte einen Käufer auch nicht dazu verleiten, ein Sammelwerk an Namensreaktionen vorzufinden. Vielmehr ist der „Brückner“ ein Buch für Denker, der sich eher den Grundlagen der physikalisch-organischen Chemie zuwendet als einer einfachen Erklärung von Grundlagen oder Reaktionsmechanismen im Sinne von Retrosynthesen. Als ein Beispiel hierfür sei die analytisch-mathematische Betrachtung der Reaktionskinetik bei der Erklärung der Eliminierungs-Reaktionen genannt.
Fazit:
Die zweite Auflage des „Brückners“ hat sich ihrer Kinderkrankheiten entledigt und ist erwachsen geworden. Dem selbstgestellten Anspruch des Autors, mit dem „Brückner“ das Eine Buch für die organische Chemie zu sein, wird das Buch aufgrund seines hohen, immer noch recht gezielten, Bezugs zum Hauptstudium nicht gerecht. Dennoch oder grade deshalb ist das Buch für die vertiefende Lektüre der fortgeschrittenen organischen Chemie sehr zu empfehlen, da es hier durch seine Art zu Erklären und Darzustellen besticht.


Manfred Hesse, Herbert Meier, Bernd Zeeh – Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie

hessemeier 6., überarbeitete Auflage
Thieme, 2002, ISBN: 3-13-576106-1, 437 Seiten mit 247 z.T. zweifarbigen Abbildungen
Preis: € 59,95

Die Neuauflage des „Hesse-Meier-Zeeh“ liegt schon schwerer in der Hand als die vorausgegangene Auflage, was auf einige Veränderungen hoffen läßt. Auf den ersten Blick wirkt die Neuauflage aufgeräumt und übersichtlicher als ihr Vorläufer. Das Verwenden einer größeren Schrift und eine übersichtlichere Anordnung der Beispielspektren lassen das Buch auf den ersten Blick als angenehm strukturiert erscheinen, was ein Arbeiten mit dem Buch deutlich erleichtert.
Inhaltlich hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. In gewohnter Art legt der Hesse-Meier-Zeeh die Grundlagen der verschiedenen spektroskopischen Methoden der organischen Chemie dar und versäumt es auch nicht, einen Einblick in tiefere Ebenen der Spektroskopie zu geben. So werden die Grundlagen, Methoden und Anwendungen der UV/VIS-, Infrarot- und Ramam-, Kernresonanz- und Massenspektroskopie ausführlich dargelegt und durch zahlreiche Beispiele vertieft. Zahlreiche Tabellen und Schaubilder erleichtern dabei das Aus- und Bewerten der verschiedensten Spektren. Etwas kurz kommt meiner Meinung nach die Behandlung der 2D-NMR: so finden zwar TOSCY- und Hartmann-Hahn-Experimente Erwähnung, werden aber nicht vertieft. Das durchaus nützliche und auch oft angewandte HMBC-Experiment wird allerdings ausgelssen.
Sehr erfreulich sind allerdings die Neugliederungen in massenspektroskopischen Teil. Die gängigen Ionistionsmethoden sind jetzt auf einen Blick zu erfassen und nicht über das gesamte Kapitel verteilt. Die Erläuterung modernerer Methoden wie MALDI, Laser-Desorptions-/Ionisations-MS und weiteren Methoden runden das gute Gesamtbild ab. Eine weitere Neuerung findet sich im Spektenanhang der Kernresonaz-Spektrsokopie. So wurden die Bereiche der Schwefel-, Phosphor- und Organometallspektren deutlich erweitert und Spektren von Bor- und Siliciumverbindungen hinzugefügt.

Fazit:
Die Neuauflage des Hesse-Meier-Zeeh bestätigt den Nutzen des Buches als Standartwerk im Bereich der organischen Spektroskopie. Mit seiner grundlegenden Darstellung der verschiedenen spektroskopischen Methoden und seinen umfangreichen Ergänzungen eignet es sich sowohl für Einsteiger in die Thematik als auch für Fortgeschrittene.


Charles E. Mortimer – Chemie

Das Basiswissen der Chemie, 9. Auflage

morti Georg Thieme Verlag Stuttgart, 2007, ISBN 978-3-13-484309, 766 Seiten
Preis: € 59,95

Das sagt der Herausgeber:

Dieses bewährte Lehrbuch vermittelt Ihnen leicht verständlich allgemeine chemische und physikalisch-chemische Grundlagen sowie das Grundwissen über anorganische und organische Chemie, Biochemie und Kernchemie.

Das meinen wir:

Für Studienanfänger stellt der Mortimer einen guten Einstieg in die Allgemeine und Stoffchemie dar und ist dabei eine gute Möglichkeit sich verpasstes oder vergessenes Schulwissen (wieder) anzueignen. Dank der guten Struktur lässt er sich zu diesem Zweck fast von Vorne nach Hinten weglesen.
Neben dem Schwerpunkt Allgemeine und Stoffchemie finden sich im Mortimer auch die Grundlagen der Kinetik und Thermodynamik, die Grundkonzepte der Organischen und der Biochemie – jeweils ein Einblick, nicht mehr und nicht weniger. Ist der Mortimer vom Stoffumfang her fürs Nebenfach eventuell noch knapp ausreichend, so wird der/die BachelorIn für die Anorganik Kolloqs jedoch schon bald tiefer gehende Literatur, wie z.B. den -> Riedel hinzuziehen. Es gefällt besonders die weitgehende Trennung des Fließtextes von Reaktionsgleichungen und Tabellen. Dadurch ist der Text lesbarer, als in manch anderem Standardwerk; Abbildungen finden wir übersichtlich in den Randspalten. Zusätzlich geben die Zusammenfassungen am Kapitelanfang einen guten Überblick und mit den Übungsaufgaben am Ende jeden Kapitels besteht die Möglichkeit das Gelesene direkt in der Anwendung zu überprüfen.

FAZIT:
Knapp anderthalb Kilo Einstiegslektüre, deren Durchhaltevermögen nach kurzem Spurt schnell erschöpft ist. Eher zum Reinfinden oder fürs Nebenfach.


F. Horn, G. Lindenmeier, I. Moc, C.Berghold, N. Schneider, B. Münster – Biochemie des Menschen

Das Lehrbuch für Medizinstudenten

biochemie Das Lehrbuch für Medizinstudenten
Thieme, 2002, ISBN: 3-13-130881-8 / 692, 596 Seiten m. 1086 Abbildungen
Preis: € 39,95

Biochemie des Menschen – geschrieben für werdende „Halbgötter in weiß“ von ebensolchen. Es erscheint doch verwunderlich das Studenten ein Lehrbuch verfassen. Zusammengestellt nach bestem Wissen und Gewissen haben sich 7 Medizinstundenten aus Erlangen daran gemacht, den nach ihrer Meinung nach relevanten Stoff für die Physikumsprüfung Biochemie niederzuschreiben und ein „anderes“ Lehrbuch als die bisher gängigen zu schaffen. Dies zeigt schon der eher kindlich illustrierte Einband des Buches.
Das Buch ist in fünf große Abschnitte unterteilt: zunächst eine Einführung in die behandelte Chemie und Biologie („Zelle und Chemie“), dann Beschreibungen der Stoffwechselvorgänge, Genetik, Zellkommunikation und abschließend der biochemischen Vorgänge der Organe. Jedes Kapitel ist weiter unterteilt und jeweils reich illustriert. Die Autoren bemühen sich bei der Strukturierung der Kapitel immer wieder Bezug auf medizinisch relevante Themen zu nehmen – beispielsweise die Bedeutung biochemischer Moleküle und Strukturen auf die Erstellung einer Anamnese. Dabei zeigen sie auch die physiologische Relevanz der jeweiligen Enzyme, Peptide, Vitamine, etc. auf und bezeichnen genau den Ort des biochemischen Vorgangs.
Leider finden Beschreibungen von Stoffwechselvorgängen eher oberflächlich statt. Molekularbiologische Aspekte werden nur verkürzt dargestellt oder in Form von Symbolen beschrieben. Zuordnungen von Enzymen in ihre entsprechenden Klassen (Reduktasen, Transferasen, usw.) werden in den Begleittexten nicht vorgenommen, Einheiten wie Joule, Mol oder Dalton werden ohne Vergleichswerte oder Erklärung dahingestellt, eine chemische Einordnung findet selten statt, was aber eine generelle Vorgehensweise der Biowissenschaften ist. Findet man dennoch chemische Bezüge, so wird auf das einleitenden Kapitel über Chemie verwiesen.
Dieses Kapitel stellt leider den negativen Höhepunkt des Buches dar. Das Kapitel hält sich extrem knapp, ist oberflächlich und in vielen dargestellten Themen sachlich einfach falsch. Gemessen an dem Ziel der Autoren, ein Buch zu schaffen, welches dem Leser die Angst vor komplexen naturwissenschaftlichen Zusammenhängen nehmen soll, ist dieses Kapitel ohne Zweifel eine Enttäuschung. Im Zuge der Vereinfachung werden wichtige Prozesse einfach nicht beschrieben (Oxidation und Reduktion werden nur nebenher erwähnt) und selbst einfache chemische Grundbegriffe vollkommen fehlerhaft beschrieben. Beispiele, die etwa zur Mesomerie gegeben werden, oder die Beschreibung von Valenzzuständen der einzelnen Nebengruppen (auch nur kurz erwähnt, da sie nach Ansicht der Autoren keine Rolle in der Biochemie spielen), würden jede Physikumsprüfung sofort beenden.

Fazit:

Dem Anspruch, „das“ Lehrbuch der Biochemie für Medizinstudenten zu sein, wird das Buch nicht im Entferntesten gerecht. Die saloppe Aufmachung des Buches in Abbildung und Sprache lässt den fachlich versierten Leser schon vermuten, dass auch beim Inhalt eher mit Oberflächlichkeiten zu rechnen ist. Und so kommt es dann auch: Oberflächliche Beschreibungen von Vorgängen im biochemischen, biologischen und chemischen Sinn sowie eine Flut von Fehlern (grade im von Medizinstudenten eher schlecht beherrschten chemischen Teil) machen das Buch eher zu dem Lehrbuch, von dem bei einer Vorbereitung zum Physikum am ehesten abzuraten ist.

Universität Heidelberg